Ausstellung "LederWerk"

 

2016 / 2017 beschäftigten sich dreimal Jugendliche im Peer-Education-Projekt Schuh-Werk in der Ausstellung zum historischen Schuhmacher-Handwerk des Heimatvereins Blomberg e.V. mit Themen rund um die Herstellung von Schuhen. Ihr Wissen gaben sie auf sehr unterschiedliche und spannende Weise (Rallye-App, Buch, Kurzfilme) an andere Kinder und Jugendliche weiter. Nun finden zwei weitere Schuh-Werk-Projekte statt. Diesmal sind es Junior-KuratorInnen, die für den Heimatverein Blomberg e.V. tätig sind. Sie erweitern in zwei Gruppen die Ausstellung zum Thema Gerben.

Die erste Gruppe von Junior-Kuratoren
Die erste Gruppe von Junior-Kuratoren

 

Früher waren die Gerber und die Schuhmacher zwei streng getrennte Berufe, die in unterschiedlichen Zünften organisiert waren. Die Schuhmacher durften normalerweise nicht selbst gerben. In Blomberg war dies im Gegensatz zu anderen deutschen Städten möglich. Hier gerbten die Schuhmacher ihr eigenes Leder. Sie konnten deshalb ihre Schuhe besonders kostengünstig herstellen und im großen Umkreis verkaufen. Die Darstellung des Ledergerbens und dieser Blomberger Besonderheit fehlte bislang in der Dauerausstellung. Statt Wissenschaftler und Experten zu engagieren, lud der Heimatverein Blomberg e.V. Jugendliche über die Maßnahme „Ab ins Museum“ des Programms „Museum macht stark“ vom DeutschenMuseumsbund e.V. unter dem Dach von „Kultur macht stark“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ein, die Ausstellung zur Gerberei als Junior-KuratorInnen zu erweitern.

 

Im ersten Halbjahr 2018 / 2019 trafen sich immer dienstags nachmittags vierzehn Jugendliche im Alter von zehn bis fünfzehn Jahren der Pestalozzischule und der Sekundarschule. Begleitet wurden sie dabei von der Künstlerin Gabriele Prasse, dem Stadtarchivar Dieter Zoremba und der Kulturpädagogin Sabine Rott.

 

Sie lernten das Stadtarchiv und seine Arbeit kennen, suchten Orte in Blomberg auf, an denen Gerberei historisch nachgewiesen wurde und fotografierten sie für eine Schautafel in der Ausstellung. Sie entwickelten ein Konzept, versuchten fehlende Exponate bei Blomberger Bürgern zu sammeln über Flyer und einen Aufruf in der Presse. Sie schrieben ein anderes Museum an, um Leihgaben zu erbitten.

 

Außerdem verarbeiteten sie an zwei Nachmittagen eine frische Schafhaut mit historischen Methoden zunächst zu Blöße und dann zur Hälfte zu Pergament und zur Hälfte begannen sie mit dem Gerbprozess, der jedoch ein Jahr dauert. Dazu musste die Haut mit Fell erst gewaschen und dann in gesiebter Holzasche und Wasser geäschert werden. Nach einer Woche lösten sich die Haare aus der Haut und die aufgequollene Blöße konnte auf einem selbstgebauten Gerberbaum und Scherdegen entfleischt und entfettet werden. Die eine Hälfte der Blöße spannten sie auf einen Holzrahmen, wo sie zu Pergament trocknete. Die andere Hälfte legten sie in Wasser mit selbst zerkleinerter Eichenrinde in sogenannte Lohe ein. Nun sind sie gespannt, ob nach einem Jahr Wartezeit aus der Blöße Leder wird.

 

Um zu schauen, wie sich der Gerbprozess heute in der Industrie gestaltet, besuchten sie die Gerberei Sellmann in Vlotho. Dort wurden sie vom Firmeninhaber durch den Betrieb geführt, bekamen die Arbeitsschritte, Gerätschaften und Materialien erklärt und viele Fragen zum Ausbildungsweg der Gerberei-Fachleute beantwortet.

 

Aus diesen vielen Eindrücken , Fotos, Werkzeug-Leihgaben des Gerbereimuseums Enger e.V. und eigenen Zeichnungen entwickelten sie Texttafeln und bestückten nach genaueren Planungen die Vitrinen und Tische, gestalteten das Eingangsschild mit dem Titel ihrerAusstellung „Leder-Werk“, Beschriftungen der Exponate, ein Gästebuch, Hands-on- Materialien und mehr.

 

Am 12. Februar 2019 war es dann soweit. Ihre Ausstellung wurde von zwei Jugendgruppen besucht, die von den Junior-KuratorInnen geführt wurden. Nach einer Pause und Abschiedsfeier wurde die Ausstellung dann offiziell mit zahlreichen Besuchern, Eltern und Vereinsmitgliedern vom Vorsitzenden des Heimatvereins Blomberg e.V. Erhard Oerder und der stellvertretenden Bürgermeisterin der Stadt Ursula Hahne-Eichhorn mit einer Vernissage feierlich eröffnet. Auch hier fanden die Ausstellung und Erklärungen der Jugendlichen großen Anklang. Zum Abschluss erhielten sie Zertifikate als Junior-KuratorInnen.